Die Skulptur GRENZENLOS wurde von dem deutschen Bildhauer Volker Bartsch (*1953) für das Bildungszentrum der Bundesfinanzverwaltung Plessow geschaffen, nachdem er einen beschränkten Wettbewerb für die künstlerische Gestaltung des Außenbereichs des Bildungszentrums der Bundesverwaltung Plessow gewonnen hatte.
Das Bildungszentrum ist eine Einrichtung, in der im Internatsrahmen der Nachwuchs der Zollverwaltung ausgebildet wird. Die Einrichtung war damals neu gebaut worden. Im Rahmen des Wettbewerbes sollten unter Berücksichtigung des Gesamtrahmens Entwürfe für die plastisch-künstlerische Gestaltung des Außenraumes der Liegenschaft erarbeitet werden. Dabei war wichtig, die zentrale Bedeutung des Lehrgebäudes hervorzuheben, weil dort auch Veranstaltungen im Rahmen der EU stattfinden.
Auslober war die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch die Oberfinanzdirektion Cottbus, vertreten durch das Landesbauamt Potsdam. Letzteres lud 10 deutsche Künstler ein, entsprechende Vorschläge einzureichen. Es wurden keine formalen Angaben gemacht, auch in der Materialwahl waren die Künstler frei. Inhaltlich sollte das Thema „Europa“ bzw. die „Annäherung der europäischen Staaten“ behandelt werden. Der Wettbewerb wurde anonym durchgeführt
Die Vorprüfung wurde durch das Landesbauamt Potsdam in Zusammenarbeit mit den Brandenburgischen Verband bildender Künstler vorgenommen. Eine Jury wählte dann in einer Preisgerichtssitzung im Februar 1999 unter den anonymisierten Entwürfen die Skulptur von Volker Bartsch aus, und die Arbeit wurde noch im selben Jahr realisiert.
Standort:
Die Skulptur GRENZENLOS hat ihren Standort direkt vor dem zentralen Lehrsaalgebäude gefunden (Bildungszentrum der Bundesfinanzverwaltung Plessow, Hauptstr. 17, 14542 Plessow). Dieser zentrale Begegnungsplatz der Studenten dient vor und nach den Lehrveranstaltungen als Forum, ist Kommunikationsmittelpunkt und Verweilort. Dem trägt das Kunstwerk Rechnung, indem es nicht nur visuell rezipierbar ist. Die Nutzer können darauf sitzen oder seine Innenräume begehen. Zudem setzt die Skulptur bereits vom Eingang der Liegenschaft aus in der direkten Blickachse zum nahen See ein optisches Signal und wirkt als markantes Wahrzeichen.
technische Realisierung:
Das Werk besteht aus Bronze (CuSn6) und gliedert sich in selbstttragende Elemente, die in sich verschweißt sind
Konzeption des Künstlers
Volker Bartsch für ein eine sehr klare und stringente Form- und Materialsprache entschieden. Sie nimmt die Klarheit und Strenge der Architektursprache auf, leitet sie jedoch in ein großzügiges Objekt ohne jeglichen rechten Winkel über. Durch seine dynamische Asymmetrie bietet es den Rahmen für diverse neue Räume. Damit werden die Raster der Fassade gebrochen und ein unbewusster Dialog der Rezipienten mit der Architektur bewusst herbeigeführt
Bronze als edelstes und wertvollstes Material der Bildhauerei wurde dabei ganz bewusst gewählt, um der gewaltigen Bedeutung des Themas „EU“ in angemessener Weise gerecht zu werden.
GRENZENLOS ist als großes, mehrschenkliges, torähnliches Objekt mit all seinen inhärenten Bedeutungsebenen angelegt: Denn wenn man ein Tor durchschreitet, lässt man immer etwas hinter sich, um durch eine Übergangssituation an einen neuen Ort zu gelangen. Auch die Staaten der Europäischen Union sowie auch deren Zollorgane waren und sind während dieses Prozesses zahlreichen Torsituationen ausgesetzt, die aus ihrer kulturellen, historischen und wirtschaftlichen Vielfalt resultieren. Der Gesamtrahmen des Werkes hat gleichermaßen eine schützende wie abgrenzende Funktion – welche sowohl der EU als auch der Arbeit der Zollverwaltungen inhärent ist.
Die beiden unterschiedlichen Schenkel des Tores verweisen auf die sich immer wieder verändernden und aktualisierenden Bedingungen der EU. Diese möchte kein starres Konstrukt sein, sondern soll all seinen Mitgliedern einerseits Stabilität und Schutz gewähren und zugleich ihre ganz spezifischen Besonderheiten respektieren und wahren. Auch die Komposition der Skulptur wiederspiegelt in abstrakter Form den Aufbau eines derart komplexen Gefüges wie der Europäischen Union. Es gibt einerseits stabile Bronzevolumina als tragfähige und stützende Basis sowie lichtere Elemente als unverzichtbare Bindeglieder. Diese sind fest verzahnt, verschmelzen jedoch nicht zu einer homogenen Masse, sondern bewahren ihre Individualität. Das Gesamtgebilde ist zugleich stabil und fragil, fest verschweißt und offen, werthaltig und dauerhaft. Weiterhin bietet es zahlreiche Blickwinkel, Andockmöglichkeiten und Perspektiven.
Durch variable Standortwechsel eröffnen sich dem Betrachter neue Räume mit fließend ineinandergreifenden Grenzen. Auf diese Weise erfahren die Rezipierenden immer wieder eine neue Nähe, Abgrenzung und Distanz. Sie können an diesem Ort Ruhe, Erholung Anregung oder Denkanstöße finden.