. Brückenschlag (2001), Frankfurt/M. | Volker Bartsch

Bildhauer · Maler · Grafiker

Für eine Skulptur anderthalb Mal um die Welt geschweißt

 

Kunstwerke im öffentlichen Raum setzen Zeichen und Fragezeichen, verändern und interpretieren, schaffen ästhetische Eingriffe und Konfrontationen, „dekorieren“ und decouvrieren.

Mehr als ein Jahr konzentrierter Arbeit und 9,8 Tonnen Bronze waren nötig, um eine ebenso markante wie eigenwillige Skulptur entstehen zulassen: 5 m hoch, 6 m breit und 7,50 m tief. Diese bietet dem Betrachter vielfältige visuelle und erlebbare Möglichkeiten. Kunst wird hier nicht nur dem flüchtigen Betrachten im Vorübergehen überlassen: Verschiedene, virtuell geschaffene Räume motivieren geradezu zum Betreten und Verweilen, zum Hinein- und Durchgehen, während die warme Patina das Technoide ineinander verschachtelter Volumen und bis in Grenzbereiche ausgereizter Oberflächenspannungen perfekt unterstreicht.

Das unverkennbare Markenzeichen von Volker Bartsch sind markante, selbstbewusste, narbige Schweißnähte, die auch in diesem Werk eine prägnante Rolle spielen. Für die Skulptur „Brückenschlag“ verschweißte Volker Bartsch 59.347 Meter Bronzedraht - ca. das Anderthalbfache des Erdumfangs. Nur die Hälfte der Bronze ist von außen sichtbar. Den Rest verarbeitete der Künstler im Inneren zu einem nicht minder spannenden Kunstwerk der Statik.

Auf den ersten Blick lebt Bartschs Skulptur „Brückenschlag“ vom organischen Balanceakt – der Gratwanderung von Kräften, die unser Verständnis von Physik kaum zuzulassen scheint. Tonnenschwere Elemente, die nach Art einer Brücke ihren Weg über einen virtuellen Raum suchen, schweben scheinbar frei, fügen sich zu einem Ganzen und finden ihren Abschluss in markanten Bögen.

Aber die Skulptur gibt nicht allein durch eine gewagte Verschachtelung aufstrebender Bronzevolumina unzählige Denkanstöße. Der Gesamtrahmen erfüllt eine schützende und zugleich abgrenzende Funktion, fängt durch changierend patinierten Oberflächen das im Laufe des Tages wechselnde Sonnenlicht ein. Er schafft den Betrachtern neue Räume, die sie in Besitz nehmen können, als Verweilmöglichkeit, aber auch zur Meditation gedacht – als kraftvoller Ruhepol in einer hektischen Großstadt.